Bericht über die Aktivitäten des Bonner Zentrums für Versöhnungsforschung (Stand: September 2023)

Forschungsbereiche

Konflikttransformation
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A. Konflikttransformation

Insbesondere in der Friedens- und Konfliktforschung des Bonn International Centre for Conflict Studies und des German Institute of Development and Sustainability (IDOS) stellt die Erforschung der Transformation von Kriegen und Gewaltkonflikten ein wichtiges Forschungsfeld dar. In Friedensprozessen steht der Begriff der „Versöhnung“ im Gegensatz zu Ansätzen des Ignorierens und des Ausklammerns von Gewalterfahrungen, wenngleich sich in der Praxis verschiedene Übergangsformen finden. Zu Instrumenten, die auch als Teil von Friedensprozessen mit dem Ziel einer Versöhnung angewandt werden (forgive and forget), zählen u.a. truth commissions (z.B. in Südafrika), alternative Formen von Gerichtsbarkeit (u.a. gacaca Gerichte in Ruanda), internationale Tribunale, Kompensationszahlungen oder Generalamnestien. Ein Forschungsdesiderat ist die Erforschung von Friedensprozessen auf der lokalen, gemeinschaftlichen Ebene, die bislang nur punktuell untersucht wurden. Dementsprechend soll der Schwerpunkt bezogen auf Gewaltkonflikte und Friedensprozesse zur internationalen Sichtbarkeit des BZV beitragen.

B. Provenienzforschung

Die fakultätsübergreifende Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht Forschungsstelle Provenienzforschung, Kunst- und Kulturgutschutzrecht an der Universität Bonn an der Universität Bonn ist in Hinblick auf den Umgang mit dem Erbe von Kolonialismus und Versöhnung von herausragender Bedeutung. Sie bündelt die Aktivitäten dreier neuer Professuren, die zum Sommersemester 2018 ihre Arbeit an der Universität Bonn aufgenommen haben: der beiden Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftungs-professuren für Bürgerliches Recht, Kunst- und Kulturgutschutzrecht (Matthias Weller) und für Kunstgeschichte der Moderne und der Gegenwart mit Schwerpunkt Provenienzforschung/ Geschichte des Sammelns (Christoph Zuschlag) sowie der Juniorprofessur für Kunsthistorische Provenienzforschung (bis Mai 2022  Ulrike Saß). Ergänzt werden die Aktivitäten der Forschungsstelle durch die ethnologische Provenienzforschung an dem Museum der Bonner Amerikas-Sammlung (Grana-Behrens/ Noack 2020). Zentral für die Restitutionsforschung ist dabei nicht nur die Frage nach dem Erbe der ehemaligen Kolonien, sondern auch die Frage nach der
Funktion der Objekte als „Vermittler zwischen streitenden Parteien“.„Versöhnungsforschung“ bearbeitet daher auch die Verrechtlichung von Versöhnungsprozessen, so zum Bespiel beim Thema „Wiedergutmachung“. Exemplarisch werden dabei die Unterschiede zwischen der BRD und der DDR im Umgang mit Wiedergutmachungsprozessen analysiert.

Provenienznforschung
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Cultural Heritage and Slavery
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C. Cultural Heritage and Slavery

Die Versöhnungsforschung in Bonn schlägt durch die Beteiligung des Clusters Beyond Slavery and Freedom.Asymmetrical Dependency in Pre-modern Societies eine Brücke zur Erforschung der Aufarbeitung von Sklavenhandel und Sklaverei. Auch in der Forschung zur Sklaverei steht die Frage nach dem kollektiven Erinnern und der kollektiven Repräsentation im Vordergrund. Gerade in den Ländern, die von Sklaverei besonders betroffen waren, gibt es eine reichhaltige wissenschaftliche Forschung zur Repräsentation und Auseinandersetzung mit kollektiven Erinnerungen. Dagegen spielt der kollektive Umgang mit kolonialem Erbe und Sklaverei in den europäischen Staaten, die Plantagenkolonien besaßen und/ oder in den transatlantischen Sklavenhandel verwickelt waren, bislang eine untergeordnete Rolle. In Afrika stehen sich der Umgang mit der Erinnerung an den überseeischen Sklavenhandel und der Umgang mit der Erinnerung an die afrikanische Beteiligung an Menschenjagd und Sklavenhandel und die 'internen Sklavereien' gegenüber. Postkoloniale Debatten in der Zivilgesellschaft haben in den letzten Jahren entscheidend dazu beigetragen, das Thema des Umgangs mit den Hinterlassenschaften der Sklaverei auf die erinnerungspolitische Agenda der europäischen Länder zu setzen (UNESCO, 2018). Einige Städte richteten neue Mahnmale, Gedenktafeln, Slavery Heritage Guides und Slavery Heritage Routes ein. Zunehmend wird debattiert, ob, wo und wie an die Sklaverei erinnert werden soll, wer sich bei wem entschuldigen, wer wen entschädigen soll und ob bzw. wie Versöhnung möglich ist.

D. Historische Friedensforschung

 Die Friedensforschung hat an der Universität durch das Zentrum für Historische Friedensforschung eine lange Tradition. Die historische Friedensforschung ist Bestandteil der „Versöhnungsforschung“. Sie leistet eine historische Perspektivierung und schafft dadurch die Voraussetzung „Versöhnungsprozesse“ und „Friedensschlüsse“ aufeinander zu beziehen. Im Zentrum für Historische Friedensforschung arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Bonn zu den vormodernen Grundlagen des Friedenschließens. Hier entstehen auch die Acta Pacis Westphalicae (APW), die maßgebliche Aktenedition zum Westfälischen Friedenskongress (1643-1649). 1962 Publikation des ersten Bandes der APW sowie inzwischen 48 Bände und ein elektronisches Supplement sind bereits erschienen, 40 Bände  sind  digital greifbar unter „APW digital“. Forscherinnen und Forscher im BZV werden durch die Beteiligung des ZhF von einer Spezialbibliothek (darunter zahlreiche zeitgenössische Werke, hunderte von Mikrofilmen und Mikrofiches mit Beständen aus über 150 europäischen Archiven und Bibliotheken und eine umfangreiche Sammlung zeitgenössischer Publizistik) zum Thema Krieg und Frieden profitieren (Schwerpunkt Frühe Neuzeit).

Friedensforschung
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Binationale und nationale Versöhnungsprozesse
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E. Bilaterale und nationale Versöhnungsprozesse

Das Zentrum erforscht durch die Beteiligung der nationalen Kooperationspartner wie dem KWI und internationalen Kooperationspartnern wie den DAAD-Zentren in Israel und Japan sowohl bilaterale als auchnationale Versöhnungsprozesse.  Aktuell und relevant ist die Untersuchung einer diachronen Analyse von Narrativen bei deutsch-französischen Versöhnungsversuchen - vor dem Hintergrund des antagonistischen Erzählens. In einem Projekt zur Erarbeitung transnationaler Schulbücher für den Geschichtsunterricht wird etwa untersucht, wie grundverschiedene Perspektiven zu denselben Konfliktkonstellationen nebeneinander dargestellt werden können, ohne normativ bewertet oder gar verleugnet zu werden. Andere Fragestellungen dieses Bereichs betreffen das Verhältnis von Palästina und Israel; die deutsch-israelische Geschichte und die deutsch-jüdische Geschichte in Israel.

Laufende Forschungsprojekte

I. Verbundforschungsprojekte

Soziale Kohäsion in Afrika 

Forschungsbereich A - Konfliktransformation 

Das Projekt identifiziert unterschiedliche Formen von sozialer Kohäsion in Afrika und untersucht welche nationale und internationale Faktoren und Politiken einen Beitrag zu stärkerer sozialer Kohäsion bzw. Prävention sozialer Desintegration leisten können. Es zielt darauf ab, die Wechselwirkungen zwischen sozialer Kohäsion und Entwicklungspolitik zu beleuchten und die Bedeutung von sozialer Kohäsion für Entwicklung in Afrika besser zu verstehen.


Projektleitung: 
Julia Leininger 
Armin von Schiller 
Francesco Burchi 


Projektteam:
Axel Berger 
Florence Dafe 
Charlotte Fiedler 
Erin McCandless 
Karina Mross 
Daniel Nowack 
Michael Roll 
Tekalign Gutu Sakketa 
Ghadafi Saibu 
Armin von Schiller 
Christoph Strupat 
Kasper Vrolijk 
Yabibal Walle 
Christopher Wingens 

Finanzierung:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Zeitrahmen:
2018 - 2023 / Laufend

Weintere Informationen finden Sie hier.

 Beiträge zur Stabilisierung und Entwicklung in Nordafrika und dem Nahen Osten

Forschungsbereich A - Konfliktransformation 

Die jüngsten Entwicklungen in Nahost und Nordafrika werfen die Frage auf, wie Deutschland und Europa mit den unterschiedlichen Ländern in dieser Region in Zukunft kooperieren können und sollen.
Projektleitung:
Markus Loewe
 
Projektteam:
Musallam Abedtalas
Amirah El-Haddad
Mark Furness
Annabelle Houdret
Erin McCandless
Bernhard Trautner
Georgeta Auktor
Tina Zintl
Finanzierung:
Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Zeitrahmen:
2014 - 2025 / Laufend
 
 Weitere Informationen finden Sie hier.

Protected rather than protracted—Strengthening refugees and peace

Forschungsbereich A - Konfliktransformation 

The majority of refugees and internally displaced persons (IDPs) find themselves displaced for more than five years—either in their own or in neighbouring countries. Of the three durable solutions for these so-called protracted refugee situations—local integration, resettlement in third countries and repatriation—the latter is still considered to be the best option by most stakeholders. Yet, due to the increasing prevalence of protracted conflicts worldwide, voluntary return often is not possible. Thus, as only very small numbers of displaced persons are eligible for resettlement, the most relevant issue for the vast majority of displaced persons is local integration. Even though return and local integration of displaced persons have increasingly featured on the agendas of researchers and politicians in the past few years, effective sustainable solutions for practical implementation are lacking.

In January 2015, BICC started the four-year research project entitled “Protected rather than protracted—Strengthening refugees and peace” as a response to the challenges posed by reintegration respectively local integration of displaced persons and their participation in peace processes. This project is funded by the German Federal Ministry for Economic Cooperation and Development (BMZ) in the framework of its Special Initiative “Fighting the causes of refugee movements, reintegrating refugees”. In the centre of the project is the collection of empirical data from seven regions, their comparative analysis and the elaboration of concrete proposals for action.

Field research will be led by three main questions:

·         What chances and risks can be observed during the reintegration of refugees and IDPs or rather what makes reintegration sustainable and successful?

·         Under which conditions does the participation of refugees and IDPs in peace processes play a key role in the sustainability of their return and peace?

·         How can local integration contribute to the development of host communities and support displaced persons in their current situation?

The dialogue-oriented research will be conducted with refugees, IDPs, decision-makers, experts and representatives of national and international organisations in the following seven regions: Middle East; Eastern Africa; Afghanistan/Iran/Pakistan; Southeast Asia; the Great Lakes region; Upper Guinea Coast; Colombia/Ecuador. Information is collected on-site, in and outside of refugee and IDP settlements, and discussed during workshops with all parties. BICC will draw lessons from the observed practice to develop recommendations for action intended to strengthen displaced persons and peace in the long term.

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Prof. Dr. Conrad Schetter

Conflict-sensitive Employment under Construction: Peace and Stability Strategies for the Private Sector in Afghanistan

Conflict-sensitive Employment under Construction: Peace and Stability Strategies for the Private Sector in Afghanistan
This cooperative research project between The Liaison Office TLO in Kabul, Afghanistan and International Alert in Islamabad, Pakistan and London is sponsored by the Netherlands Organization for Scientific Research NWO / WOTRO Science for Global Development, Section „Security & Rule of Law in Fragile and Conflict-affected Settings“ SRoL. BICC is the German partner in this three-years project, which has started on 10 February 2015.

The project aims to generate findings about how to embed conflict-sensitive employment (CSE) in an investment strategy in the construction, infrastructure and transport (CIT) sectors and to develop a CSE policy framework to guide future development and investment in Afghanistan and beyond. The research focus is on drivers and challenges determining employment strategies of the private sector in fragile and conflict-affected settings.

The research project includes a one-year test phase with CIT companies and investors active in Afghanistan, which will be accompanied by research and evaluated.

Three graduated researchers from Afghanistan will receive stipends for field research in this project as a basis for their Master theses.

Three workshops will involve local and regional CIT companies and investors as well as stakeholders such as international donors and development agencies (World Bank, ADB, etc.), government institutions, private investors and others who define development and investment policy in the CIT-sector. Lobby groups (e.g. trade unions, chamber of commerce), security actors (e.g. police, militias, gangs), local communities, vulnerable groups, patronage networks will be considered.

Results will be widely disseminated. A series of short practice-oriented policy papers will be published (also online) and shared at launch events with key stakeholders in Afghanistan. On the basis of the test phase, two peer-reviewed journal articles will be compiled, one for an economic journal, one for a journal of Peace & Conflict Studies.

Three Master theses will be completed. Findings will be published in working papers.

Project Blog
Project partners (outside BICC)
TLO: Mohammad Murtaza Haqeeqat, Zeeba Karimi, Masood Karokhail, Tawab Stanikzai, Ahmad Zaki; International Alert: Markus Mayer, Rabia Nusrat, Monica Stephen, Joe Whitaker
Funded by
NWO / WOTRO
Duration of project
Since 2015
Publications
Nusrat, R. (2018). Strengthening the capacity of business to contribute to building peace in Afghanistan (International Alert Policy Brief May 2018). London: International Alert.
Grawert, E. (2018, April). Towards conflict-sensitive employment in large-scale infrastructure projects in fragile and conflict-affected settings: Recommendations for donor agencies (BICC Policy Brief series No. 3/2018). Bonn: BICC.
Grawert, E., Isikozlu, E., Murtaza Haqeeqat, M., & Shirzad, F. (2017). Conflict-sensitive employment framework (CSEF) for construction and transport companies. Bonn: BICC.
Grawert, E., & Shirzad, F. (2017, July). Conflict-sensitive employment in Afghan construction and transport companies (BICC Working Paper series No. 5/2017). Bonn: BICC.
Grawert, E., Nusrat, R., & Shah, Z. (2017, May). Afghanistan’s cross-border trade with Pakistan and Iran and the responsibility for conflict-sensitive employment (BICC Working Paper series No. 4/2017). Bonn: BICC.

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Prof. Dr. Conrad Schetter

Reconciliation and Its Resentments: The Suppression of Justice and Truth Recovery in Germany, Northern Ireland, and Western Balkans 

Forschungsbereich A. Konflikttransformation

Projektleitung: C.K. Martin Chung 鍾子祺 博士

In his seminal work, Civilisation and Its Discontents (1930), Sigmund Freud challenges the near-universal espousal of civilisation (die Kultur) as a virtue and social process, while ignoring the great costs and sacrifices that such a project demands. The over-suppression of deep-seated human needs renders the otherwise humanity-serving endeavour a source of unnecessary suffering for those who “fail” to be civilised. The “discontent” (das Unbehagen) or dissatisfaction with such a condition is thus expressed as an earnest call for the reform of civilisation. In the past three decades or so, there has also been a sustained effort to promote “reconciliation” among historical enemies around the globe, not the least by the European Union, whose self-identity as a peacebuilder and model reconciler in regional conflicts has been buttressed by the Nobel Peace Prize of 2012. Yet, there has also been growing resentment among those – not the least within Europe itself – directly affected by the project of reconciliation, whose needs for justice and for truth have time and again been sacrificed in the name of peace and mercy. Like the “uncivilised”, the unreconciled are subject to social pressure to let go or to feel the guilt imposed upon them for “blocking” society from moving forward. As they say in Northern Ireland, “Reconciliation is a dirty word” (McEvoy et al. 2006). Such discontents and resentments with regard to political reconciliation and their sources are the subject of the proposed four-year project. Built upon its principal investigator’s previous and ongoing work on “coming to terms with the past” in different regional contexts, the project takes seriously the lingering “resentments” and “nasty unreconcilability” (Améry 1966: 115) of victims and survivors of atrocities committed in Europe in the last century. It investigates the nature of such resentments at political reconciliation in selected post-conflict European cases. Using process tracing and triangulated comparative historical analysis, the project examines the cases of reunified Germany, post-accord Northern Ireland and the disintegrated former Yugoslavia to theorise on “premature reconciliation” and “false reconciliation” as the twin mutations of the otherwise commendable enterprise that are responsible for lingering resentments of victims and survivors of past atrocities. In terms of impact beyond academic outputs (e.g. in International Journal of Transitional Justice, Journal of Peace Research), the project endeavours to contribute to the discussion on “reconciliation” in Hong Kong where the abuse and misuse of the concept have likewise aroused reservation (Shen 2020).

For more information about the project, please visit: https://cerg1.ugc.edu.hk/cergprod/scrrm00542.jsp?proj_id=12614422&old_proj_id=null&proj_title=&isname=&ioname=&institution=HKBU&subject=H2&pages=1&year=2022&theSubmit=12614422

Avatar Chung 鍾子祺 博士

C.K. Martin Chung 鍾子祺 博士

Erinnerungspolitik im Zeichen der Ambiguitätstoleranz 

(Forschungsbereich C - Cultural Heritage and Slavery)

Projektleitung:
Hans-Georg Soeffner, Benno Zabel, Esther Gardei


Erinnerungspolitik ist Arbeit an der Vergangenheit um einer gemeinsamen Zukunft willen. Sie ist entwicklungsoffenen und kontrovers, sie wird erstritten und manchmal erkämpft. Wenn sie jedoch einen Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit Ideologien, mit vergangenen und gegenwärtigen Menschheitsverbrechen und diversen Identitätskonstruktionen leisten will, dann muss sie reflexiv sein. Eine solche Reflexivität „lebt“ von der Fähigkeit zur Reziprozität der Perspektiven. Diese Fähigkeit eröffnet die Möglichkeit, eigene mit anderen Vorstellungen des gelingenden Lebens zu vergleichen und dazu Stellung zu nehmen. Reziprozität ist damit das Fundament von Ambiguitätstoleranz und Kern freier Gemeinwesen. Erinnerungspolitik im Zeichen von Ambiguitätstoleranz versetzt Individuen und ganze Gesellschaften in die Lage, verantwortungsvoll mit konkurrierenden Erzählungen umzugehen und alternative menschenwürdige Zukunftsszenarien zu entwerfen. 

Das Projekt wird von Frau Esther Gardei (Geschäftsführerin des BZV), Herrn Prof. Dr. Benno Zabel (Universität Frankfurt), Herrn Prof. Dr. Hans-Georg Soeffner (Sprecher des Zentrums für Versöhnungsforschung) geleitet.

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Esther Gardei

Laufende Dissertationsprojekte 

James Krull: Trauer mit „Geschichtswucht“ – nationale Gedenktage in Deutschland und Großbritannien seit 1945  (Betreuung: Christine Krüger)
Nationale Gedenktage nehmen eine zentrale Rolle im kollektiven Gedächtnis einer Gesellschaft ein. Als Kristallisationspunkte zeigen sie das Verhältnis eines Staates zu seiner Vergangenheit und damit zu sich selbst; intime, individuelle Emotionen werden öffentlich auf das Kollektiv übertragen und in Ritualform begangen. Ziel des Dissertationsprojekts ist es, eine aktuelle, theoretische gestützte und transnational vergleichende Perspektive auf nationale Gedenktage zu schaffen. Dazu werden die zentralen staatlichen Veranstaltungen anlässlich jährlich wiederkehrender offizieller Gedenktage mit Weltkriegs- oder Holocaustbezug in der Bundesrepublik und Großbritannien seit 1945 untersucht. In einem asymmetrischen Vergleich werden inszenatorische und narrative Praktiken der Geschichtspolitik sowie die jeweilige nationale Prägung des Gedenkakts in den Fokus genommen.
Großbritannien eignet sich als Kontrastpunkt insbesondere aufgrund der offensichtlichen Unterschiede wie der Siegerperspektive und der Monarchie. Es sind aber auch auffällige Gemeinsamkeiten in den Partizipationsstrukturen zu entdecken, die einen Vergleich gewinnbringend erscheinen lassen. Der Untersuchungszeitraum reicht bewusst bis in die Gegenwart, da das junge 21. Jahrhundert bereits neue transnationale Gedenktage, entscheidende Wandlungsprozesse und intensive öffentliche Diskussionen um die Ausrichtung und Ausgestaltung nationalen Trauerns gesehen hat, die nicht außen vor gelassen werden sollen.

Dissertationsprojekt von Philomen Mtoi:  Debating Colonial Destructive Administration: The interface between German and Indigenous health systems in North Eastern Tanzania, 1884 -1914 (Betreuung: Christine Krüger)
This study investigates the interface between German health policies and the indigenous health system in North-eastern Africa from 1884 to 1914. It is an attempt to uncover the rich but under research topic in German colonial history by examining the interplay of German and indigenous health systems in North-Eastern Tanzania, in the former German East Africa. Specifically, the study examines Indigenous health system plea to colonization in North-eastern Tanzania, the imposition of German health system and policies during German colonial era in North-eastern Tanzania. Equally, it analyzes the reactions of indigenous people towards German health policy and investigates how these two-health care systems co-existed, conflicted or deviated from each other. The research data will come from oral interviews and archival records. It is expected that this kind of history that will be an outcome of this study will be of benefit to the public, researchers, and scholars interested in researching the history of German health system and medical history in general. Furthermore, the government and other institutions will benefit from this research, as it will chart the degree of co-existence and deviation of the health systems of both German and indigenous and learn how the challenges have been dealt with over time.


Dissertationsprojekt von Theresa Gerlach, M.A. (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Politische Theorie und Ideengeschichte) - Der ethisch-politisch blinde Fleck agonaler Demokratietheorien (Betreuung: Grit Straßenberger)
Ausgangspunkt des Dissertationsprojektes ist die Annahme, dass demokratisch verfasste Gemeinwesen der sozio-moralischen Fundierung bedürfen. Was bedeutet das für das Projekt agonaler Demokratie? Agonalen Politiktheorien liegt die geteilte Annahme zugrunde, dass die Demokratie konstitutiv auf das öffentliche Austragen von Dissens und Konflikt angewiesen ist. Ethisch-politische Argumente stehen daher aus agonaler Perspektive unter dem Verdacht der Einhegung demokratischen Streits. Das Forschungsprojekt mobilisiert sozio-moralische Ressourcen agonaler, republikanischer und liberaler Ansätze und führt diese zu einer pluralistischen Ethik agonaler Politik zusammen, die die Praxis demokratischen Streitens erst ermöglicht.

Dissertation project by Wendy Chavez: “Powerful and Powerless: Senses of Justice regarding Conflicts Treatment in community-based Management“ (Supervisior: Conrad Schetter)

My research topic is "Powerful and Powerless: Senses of justice regarding conflict treatment in community-based management." Fieldwork will be carried out in Ecuador from October 2022 to August 2023. The objective is to document and compile the conflicts that communities live within Community-based Mangrove Management and analyze their senses of justice about the way these conflicts are treated.


Dissertation project by Elizabeth Mumbi Ndunda: Grassroot Conflict Management. Challenges and Opportunities for Collective Action among Pastoral Communities in Northern Kenya (Second Supervisor: Conrad Schetter)

Dissertation project by Gina Chinchilla: “Memory Work in Colombia after the Peace Accord with the FARC-EP Guerilla: Memory Actors and Narratives in Dispute“ (Supervisor: Conrad Schetter)

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